Erforschung von Mikroplastikauswirkungen im Darm startet | Gene sagen kaum etwas über Bildungserfolg aus
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Erforschung von Mikroplastikauswirkungen im Darm startet
Jeder Mensch hat es - Mikroplastik im Darm. Im Schnitt isst jeder Österreicher etwa fünf Gramm Plastik pro Woche, das ist so viel wie ein gehäufter Teelöffel oder eine Kreditkarte. Doch was diese Partikel in unserem Organifsmus und speziell in unserem Darm auslösen oder anrichten, hat bisher kaum noch jemand erforscht. Das Projekt "microOne" am Grazer CBmed soll das bis 2025 mit 20 nationalen und internationalen Partnern ändern. Das Projektvolumen beträgt rund vier Mio. Euro. "Der Impact dieses Forschungsprojektes ist enorm, denn am Ende wollen wir herausfinden, ob bestimmte Mikroplastikpartikel etwa zu einer Häufung oder zur Verstärkung der Aggressivität von Dickdarmkrebs führen oder die Darmflora bzw. das Mikrobiom beeinflussen", sagte Wolfgang Wadsak, Projektleiter von microONE, zum Auftakt der Forschungsarbeiten in einer Aussendung. Aufgrund der erwarteten Erkenntnisse könnte sich auf lange Sicht der Einsatz von Plastik im Nahrungs- und Verpackungskreislauf weltweit ändern. Österreich könne sich mit dem Projekt als "Frontrunner" etablieren, betonten die Verantwortlichen. Ziel sei es, Evidenz zum potenziellen Zusammenhang zwischen diesen Partikeln und Krebs zu generieren. Dickdarmkrebs wurde deshalb als Modell gewählt, weil der Großteil der Plastik-Aufnahme über den Magen-Darm-Trakt erfolgt und Dickdarmkrebs die häufigste Variante in diesem Bereich darstellt. Beforscht wird auch der Einfluss auf das Darm-Mikrobiom, also die Gesamtheit der Bakterienbesiedelung im Darm. Dazu müssen Mikro- und Nanoplastikpartikel "sauber" hergestellt und markiert sowie in komplexen Proben wie etwa in Gewebe gemessen werden können. Auch der Vergleich mit bioabbaubaren Materialien sei im Rahmen der Forschung angedacht. Das Projekt wird von der FFG sowie den Bundesländern Steiermark und Wien gefördert.
Gene sagen kaum etwas über Bildungserfolg aus
Im Erbgut von über drei Mio. Menschen hat ein Forscherteam mit Beteiligung aus Graz nach Gen-Orten gesucht, die mit dem Bildungserfolg zusammenhängen. Sie identifizierten 3.952 Erbgut-Stellen, die einen Zusammenhang mit erfolgreich im Bildungssystem absolvierten Jahren haben. Zusammen erklären sie aber nur zwölf bis 16 Prozent des Erfolges, heißt es im Fachblatt "Nature Genetics". In die Analyse gingen einerseits Daten aus vorherigen Untersuchungen sowie eine Vielzahl neuer genetischer Informationen ein. In derartigen sogenannten genomweiten Assoziationsstudien (GWAS) wird das Erbgut möglichst vieler Menschen auf einen Zusammenhang mit einem bestimmten Merkmal, etwa einer Erkrankung oder in der aktuellen Studie mit dem Bildungserfolg, gescreent. Damit will man vor allem Stellen im Genom finden, die entweder für sich alleine oder im Zusammenspiel mit anderen Gen-Orten ein lohnendes Ziel für tiefergehende Analysen abgeben. Im Fall der Studie des weitverzweigten Teams um Aysu Okbay von der Vrije Universiteit Amsterdam (Niederlande), an der auch mehrere Forscher von der Medizinischen Universität Graz beteiligt waren, suchten die Wissenschafter Zusammenhänge von Erbgut-Stellen und dem Bildungserfolg, den sie an der Anzahl der erfolgreich absolvierten Jahre in Bildungseinrichtungen festmachten. Die Gestaltung von Bildungskarrieren sei natürlich vor allem von zahlreichen sozialen und anderen Umweltfaktoren abhängig. Allerdings spielen hier auch tausende genetische Faktoren mit, erklärten die Autoren vom Social Science Genetic Association Consortium (SSGAC) in Zusatzinformationen zu der Arbeit. In einer umfassenden vorhergehenden Studie des Konsortiums wurden 1.271 damit potenziell im Zusammenhang stehende Gen-Varianten gefunden, nun erhöhte sich deren Anzahl auf fast 4.000. All diese Erbgutinformationen fassten die Wissenschafter in einen Gesamtindex (PGI) zusammen. Der neue PGI erhöht aber die statistische Aussagekraft für Unterschiede im Bildungserfolg lediglich von bisher elf bis 13 auf nun zwölf bis 16 Prozent, heißt es in der Arbeit. Trotzdem berge ein höherer genetischer Indexwert im Schnitt eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass eine Person beispielsweise einen höheren Bildungsabschluss erreicht - auch wenn die Genauigkeit gering sei, wie die Forscher einräumen. Zusätzlich fand das Team 57 Varianten auf dem Geschlechtschromosom "X", die ebenfalls einen Zusammenhang mit der Bildung haben könnten. Die Wissenschafter betonen, dass man bei den gefundenen Gen-Orten nicht von "den verantwortlichen Genen für Bildungserfolg" sprechen könne.
Quelle: APAMED